Mal ehrlich: Wer von euch hat Breaking Bad ebenso verschlungen wie ich? Und denkt ihr wirklich, Heisenberg ist tot? Zugegeben, es sieht ganz danach aus, als wäre alles zu Ende erzählt. Aber wie so oft, haben sich die Produzenten ein Hintertürchen offen gelassen.
Why Are You Still Here? heißt ein Song auf meiner kommenden Platte blackstar’s ascending. Die Inspiration dieses Songs war Walter White. Im Grunde seines Herzens ein herzensguter Mensch, der vom rechten Weg abkommt, weil er glaubt, es ginge nicht mehr anders. Und so schlittert er schließlich von einer Katastrophe in die nächste und wird die Geister, die er rief, nicht mehr los.
Vor mehr als einem Jahr entstand die Idee in meinem Kopf: Kann man das machen? Kriegt man das hin? Ein Hommage an Walter White als Musikvideo? Also ging ich mit meiner groben Plot-Idee, die sich schon manifestiert hatte, bei diversen Leuten hausieren und fand doch recht schnell willige Mitstreiter, die an das Projekt glaubten.
Es folgten Phasen von Aufs und Abs: Wie verfeinert man den Plot und macht ihn zu einem Drehbuch? Wie sehr lehnt man sich ans Original an und wo weicht man ab davon? Wo bekommt man eine Maskenbildnerin her? Wie zum Teufel findet man geeingete Schauspieler? Wo bekommt man eine Maskenbildnerin her? Wo bekommt man bestimmte Requisiten her? Zum Beispiel eine Waffe? Geht das überhaupt so ohne weiteres? Wo bekommt man eine Maskenbildnerin her? Wo sind geeignete Drehorte und wer gibt sein Haus raus? Geht der Drehplan auf? Wer soll das alles bezahlen? Was ist mit der Maskenbildnerin? Wo bekommen wir jetzt eine her?
Leute kamen, Leute gingen und ich war mehrfach an dem Punkt, an dem ich dachte: Das wird nix mehr. Nicht in diesem Leben. Doch zu guter letzt kam eines zum anderen und es entstand ein Team, für das es nur ein Wort gibt: Krass! Eigentlich gehört dieses Wort gar nicht zu meinem üblichen Wortschatz. Dennoch fiel mir an dem einen Drehwochenende vom 17. auf den 18. Juni 2017 auf, wie oft ich es benutzte.
Herbert Unterweger (Artwork Pictures)
Co-Autor, Kamera, Co-Regie, Postproduction
Mit Herbert hatte ich bereits vor Jahren für mein alley of red lights Video zusammen gearbeitet. Der Ingolstädter Filmemacher hat nicht nur ein Wahnsinnshändchen für Technik, Licht und Kamerabilder. Gemeinsam feilten wir das Drehbuch aus und überlegten uns die dramaturgischen Wendungen. Darüber hinaus ist er ein extrem gelassener Zeitgenosse, mit dem man bei aller Arbeit auch noch eine Mordsgaudi haben kann. Und ein langjähriger Freund.
Romy Stangl als Skyler White
Kennen lernen durfte ich das Münchner Fotomodell durch einen gemeinsamen Freund, den US-Amerikaner James Kellogg (Gründer des Underground Filmfest). James schlug Romy als Skyler White vor. Wir machten ein paar phänomenale Probeaufnahmen, die leider nie das Licht der Welt sahen, da James mangels Zeit sich aus dem Projekt zurück ziehen musste. Romy blieb und war immer wieder die ermutigende gute Seele des Projekts, die nie aufhörte, daran zu glauben.
Viktor Krüger als Walter White
Wie findet man einen Walter White? Das ist die ganz große Frage. Bryan Cranston anrufen wäre eine Möglichkeit gewesen, aber der Lottogewinn wollte nicht kommen. Zum Glück hat das Internet Casting Portale erfunden. Nach einem Casting Aufruf („Suche Walter White, bin aber eigentlich schon vor Start des Projektes pleite.“) erhielt ich zu meiner Überraschung Antworten von diversen Schauspielern, die das trotzdem spannend fanden. Der Grazer Viktor Krüger schickte mir neben seinem üblichen Profilbild auch ein auf Heisenberg getrimmtes Bild. Das könnte klappen, dachte ich mir und nahm ihn in die engere Auswahl. Wir telefonierte. Ich erklärte ihm, was ich vor hatte und er sagte: „Count me in!“ Kann das wirklich so einfach gehen?, war mein erster Gedanke. Es war so einfach. Und als wir ihm schließlich am Set Hut und Brille aufsetzten, hatten wir alle Gänsehaut: Da ist er. Der leibhaftige Walter White. Als wäre das nicht schon genug, war Viktor vor der Schauspielerei international als Wrestling Profi unterwegs und bildet in Graz auch Wrestling Nachwuchs aus. Das sollte sich als wahrer Glücksfall erweisen, denn die Choreografie der Kampfszene im Video geht voll und ganz auf seine Rechnung. Sie wäre ohne ihn sicher nicht so überzeugend ausgefallen.
Hannes Schmid als Jesse Pinkman
Über das gleiche Casting Portal kam Hannes Schmid ins Team. Der Wiener Schauspielschüler schockierte alle am Set mit überzeugend gespielten Wutanfällen. Noch bevor das Wort Action fällt, wird aus dem sympathischen und witzigen Zeitgenossen, mit dem man jederzeit gerne ein Bierchen trinken geht (oder in meinem Fall eher eine Cola light) ein unberechenbarer Berserker, dem man nicht im Dunklen … was sag ich … nicht mal im Hellen begegnen möchte. Zum Glück fällt er bei „Cut“ auch wieder genau so unmittelbar zum Kumpel von nebenan zurück. Hut ab vor so viel Talent! Ich hoffe, man wird noch viel von ihm sehen.
Marcel Klein als Walter Jr.
Ebenfalls über das Casting Portal wurde ich für die Rolle des Walter Jr. in Regensburg fündig. Der 1989 in Stuttgart geborene Schauspieler ist dort festes Ensemblemitglied des Jungen Theaters. („Am Sonntag könnte ich. Samstag muss ich in Regensburg spielen“, waren seine Worte. Ähm … wie war das noch mit dem Drehplan? Können wir den nochmal umfrisieren…?) Seine Ausbildung absolvierte Marcel am Mozarteum in Salzburg. In der Rolle des Walter Jr. hatte vor allem Romy, seine Filmmutter, ihre wahre Freude. Marcel ließ sich so sehr in die Rolle fallen und brachte seine Filmmutter regelmäßig dermaßen aus dem Konzept, dass schließlich beide vor Lachen am Boden lagen. Extrem beeindruckt hat mich auch bei Marcel, wie er die Rolle des Walter Jr. allein durch Mimik auf den Punkt gebracht hat.
Nina Harms als Jane Margolis und Visagistin
Das Thema Maske. Mein Horrorthema. Bis eine Woche vor Dreh hatten wir: Niemanden. Alle Makeup-Artists waren entweder bei Hochzeiten verplant oder vorher geflüchtet. Nach einem letzten verzweifelten Schuss mit der großen Schrotflinte auf alle verfügbaren Makeup Schulen, fiel dann doch Nicole Huber vom Baum, die zunächst begeistert zusagte, kaum zwei Tage später aber krankheitsbedingt wieder absagen musste. Ich befürchtete, alles abblasen zu müssen, doch Nicole schickte dankenswerterweise ihre Freundin Nina in den Ring und alles war gut. Für Nina war es der erste Dreh und sie bekam aus allen Richtungen Komplimente für ihre Arbeit. Womit sie aber nicht gerechnet hatte: Die geplante Schauspielerin für den Tod von Jane Margolis fiel auch krankheitsbedingt aus. Am Vorabend des Drehs um 23:19 Uhr. Nach einer kurzen Schrecksekunde im Team – wir waren noch voll mit Drehen zu Gange – meinte Hannes spontan: „Tja Nina. Dein großer Moment.“ Und so kam es, dass unsere Maskenbildnerin auch noch in einer kleinen Nebenrolle zu sehen sein wird. Und auch das hat sie super gemeistert.
An zwei Tagen haben wir mein Drehbuch durchgezockt. Bis in die Puppen wurde gedreht mit viel Kreativität, Teamgeist und Liebe zum Details. Es war harte, anstrengende Arbeit. Aber auch für alle ein riesen Spaß. Die richtige Mischung aus fokussierter Erarbeitung der einzelnen Shots und alberner Blödelei. Es gibt fast nichts Schöneres, als gemeinsam mit kreativen Menschen kreativ zu sein. Und der schönste Nebeneffekt von alldem: Aus Fremden wurden Freunde.
All das wäre aber nicht möglich gewesen, ohne die vielen guten Geister, moralischen Unterstützer und fleißigen Helfer im Hintergrund.
Allem voran danke ich besonders
Familie Weber aus Ingolstadt
Barbara und Andreas Weber waren ein wesentlicher Schlüsselfaktor des ganzen Projektes. Nicht nur stellten sie uns ihr Haus und ihren Garten – unsere Hauptdrehlocations – zur Verfügung und ließen uns geduldig schalten und walten, wie wir es brauchten. Sie waren obendrein die perfekten Gastgeber und sorgten ununterbrochen dafür, dass keiner der vielen Mägen auch nur ansatzweise ins Knurren kam. Leopold und Benedikt Weber engagierten sich nebenbei noch als die perfekten Setassistenten.
Auch dem Star Canyon Wettstetten sei gedankt, die uns völlig unbürokratisch ihre Bar überlassen haben. (Ganz im Gegensatz zu der Dame, die ihr Auto bei vier freien Parkplätzen nebenan unbedingt da parken musste, wo sie unser Bild einschränkt und auch auf eine nette Bitte nicht in Willens war, nochmal umzuparken.)
Danke auch an Tobias Herrmann von Pictures in a Frame für die unzähligen Tipps und Kontakte, wie man wo an Requisiten und Filmwaffen kommt. An die FTA dafür, dass es sie gibt.
An Rainer Metz für die lustigen Geschichten über Filmwaffen und die Knarren an und für sich. Und an Angi Aicher für unermüdliche Tipps und Ideen, woher man jetzt noch auf die Schnelle jemanden für’s Makeup bekommt, nachdem alle anderen inklusive sie selber aufgrund von Gründen absagen mussten.
Herbert macht sich nun an die Postproduction und wir sind alle extrem heiß drauf, das Ding fertig gestellt zu sehen. We did it! Krass!
Wie es nun weiter ging mit Walter White, nachdem er vermeintlich tot auf dem Asphalt lag? Das wird nicht verraten. Vorfreude ist doch die schönste Freude, oder?
Stay tuned!